Hansezeit
1265 Einigung zwischen Stralsund und Demmin, gemeinsam gegen feindliche Überfälle zu kämpfen
1278 Handelsverkehr durch Erlass der Hafenordnung und Erlangung der Zollfreiheit im dänischen Hvidanger nachweisbar
1283 Stralsund, Rostock, Wismar, Greifswald, Demmin, Anklam, Lübeck und Stettin schließem im "Rostocker Landfrieden" Verträge auf ein zehnjähriges Gewaltverzicht bei der Durchsetzung möglicher eigener Rechtsansprüche mit ihren Landesfürsten ab.
1293 Anfänge der Städtehanse (Hansa = Gruppe, Gefolge, Schar)
Vertrag zwischen den Städten Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald zu „Gegenseitigen Beistand zu Wasser und zu Lande“ Der Städtebund sollte auf wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Gebiet in Nordeuropa ein wichtiger Faktor werden und die Interessen der Städte gegenüber anderen Nationen, den jeweiligen Landesfürsten und dem deutschen Kaiser vertreten.
Stralsund entwickelte sich zur klassischen Zwischenhandelsstadt und hatte bis zu 300 Schiffe.
Zwischenhandel wurde mit französischem Wein, flandrischen und englischen Tuch, norwegischen Stockfisch, schonischem Hering, schwedischem Erz und russischen Pelzen getrieben.
Exportiert wurden Fisch, Bier, landwirtschaftliche Produkte Rügens, Getreide und Vieh.
Importiert wurden Gewürze, Südfrüchte, Seide, Öl und Schmuck.
Dieser Handel großen Stils brachte den Kaufleuten und der Stadt außerordentlich hohe Gewinne und verhalf zu Macht und Reichtum – heute noch in der bestehenden Architektur aus dieser Zeit ersichtlich.
Nicht nur im Hafen mit den ein- und auslaufenden Schiffen, die zu be- und entladen waren herrschte rege Tätigkeit. In den Straßen, und um die Märkte boten Kramer (Kleinhändler), Fleischer (Garbräter, Küter, Knochenhauer), Festbäcker (Schwarzbrot), Losbäcker (Weißbrot) und Kuchenbäcker ihre Waren an.



Das Wirtschaftsleben erforderte Botmaker (Stralsund hatte zahlreiche Werften, in denen u.a. die Hansekoggen gebaut wurden), Böttcher, Reeper, Segelmacher, Ankerschmiede, Grobschmiede, Feinschmiede, Messerschmiede, Kupferschmiede, Becher- und Kannenmacher, Luchtenmacher (Laternenmacher), Leinen- und Wollweber, Schneider, Altböter (Altflicker), Schuster, Gerber, Färber, Filter (Hutmacher), Pelzer, Pantoffelmacher, Brauer usw.
In den ersten Jahrzehnten nach der Stadtgründung hatte der Rügensche Landesfürst, der "sein" Stralsund im eigenen Interesse zunächst so „großzügig“ förderte, durch den Einsatz eines Vogtes, der Aufgaben der Rechtspflege, Erhebung der landesherrlichen Steuern und des Zolls wahrnahm, noch Macht und Einfluss.
Zunehmend waren jedoch Unabhängigkeitsbestrebungen der Bürger gegenüber dem Landesherren zu verzeichnen.



Der erstarkenden und blühenden Stadt gelang es noch vor 1300, vom Rügenschen Fürsten, unter Ausnutzung seiner ständigen Geldnot, wichtige Privilegien und Hoheitsrechte in Besitz zu bekommen.
Die Freiheit des Fischfanges auf allen rügenschen Gewässern und die Möglichkeit umfangreicher Steuer- und Zollerhebung ebneten den Weg zur völligen Unabhängigkeit der Stadt.
Ähnliche Situationen gab es auch in den Städten Lübeck, Wismar und Rostock.
Den Landesherren der Städte, dem Grafen von Holstein und dem Herzog von Mecklenburg, erging es dort ähnlich wie dem rügenschen Fürsten.
Sie verloren immer mehr an Macht und Einfluss waren dennoch aber die Landesherren.
Anfang des 14. Jahrhunderts ließ sich Stralsund in den Strudel des sogenannten "Markgrafenkrieges" reißen.
Dänemarks König Erik der VI. Menved ( *1274 - † 1319) und die norddeutschen Fürstenhäuser Mecklenburg, Pommern und der "Deutsche Orden" wollten ihren Einfluß gegen den an die Ostsee strebenden und das Herzogtum Pommern beanspruchenden Makrafen Waldemar II den Großen von Brandenburg ( *1280 - † 1319) behaupten. Stralsund, Wismar und Rostock nutzten die Gunst der Stunde um die vollständige Unabhängigkeit von ihren Landesfürsten und dem dänischen König zu erlangen. Denn dem dänischen König waren die Fürstenhäuser Rügens, Pommerns und Mecklenburgs zu der Zeit Lehnsabhängig.
1310 zog der Fürst von Mecklenburg Heinrich II der Löwe ( * 1266 - † 1329) gegen die Hansestädte Wismar und Rostock. 1311 gelang ihm die Unterwerfung von Wismar. Im Dezember 1312 wurde Rostock nach heftiger Gegenwehr eingenommen.



1312 Stralsund stand nun einem zu erwartenden Angriff allein gegenüber. Angesichts dieser Gefahr und beunruhigender Kunde aus Rostock über einen Aufstand der Bürgerschaft, gab es 1313 durch die "Altermännerverfassung" vorübergehend gewisse Zugeständnisse für die Bürgerschaft vom patrizischen Rat der Hansestadt. Zudem kaufte sich Stralsund durch Geldzahlungen und Aufgabe von Privilegien von einer Besetzung vorläufig frei.
1314 verbündete Stralsund sich mit dem Markgrafen von Brandenburg und wurde prompt 1316 von einem Koalitionsheer unter Herzog Erich I. von Sachsen-Lauenburg ( *1285 - † 1360) belagert. Auch der rügensche Fürst Witzlaw der III. ( *1265 - † 1325) schloss sich dem Koalitionsheer, im Zuge der seeseitigen Abriegelung, gegen seine unbotmäßige Stadt Stralsund an. Um der Belagerung zu entgehen, starteten die Stralsunder einen kühnen Handstreich und fielen über die Angreifer, die sich im westlich der Stadtmauern gelegenen Hainholz sammelten und sicher fühlten, her und fügten ihnen eine herbe Niederrlage zu. Auch die Belagerungsflotte erlitt hohe Verluste. Der Markgraf von Brandenburg verlor trotzdem, letztendlich den "Markgrafenkrieg",



Stralsund ging jedoch daraus gestärkt hervor. Da dieser Krieg die finanziellen Möglichkeiten ihres damaligen Landesherren, des Fürsten Witzlaw III. von Rügen, bei weiten überschritt, erhielten sie nicht nur ihre alten Priviligen wieder, sie erwarben 1318 zudem die eigene Gerichtsbarkeit, die Münzgerechtigkeit des Fürstentums und prägten ab 1319 die "Sundische Mark"
1325 Nach Aussterben des Rügenschen Fürstenhauses und zwei erbitterten Erbfolgekriegen zwischen dem Fürsten von Mecklenburg Heinrich den II. und den Herzögen von Pommern, mit aktiver Unterstützung der pommerschen Hansestädte Stralsund, Greifswald, Anklam und Demmin kam das Fürstentum Rügen und damit Stralsund zu Pommern.



1364 Bertram Wulflam ( * ? - † 1394) wird Bürgermeister, durch sein diplomatisches Geschick festigt er Stralsunds Ansehen innerhalb der Hanse. Zudem macht er Stralsund zum Mittelpunkt des Kampfes gegen Dänemark, dem damals mächtigsten Feind der Hanse. 1365 war er Wortfüher der Hanse beim Friedensschluß von Nyköbing.
1366 bricht der dänische König Waldemar der IV. Atterdag ( * 1321 - † 1375) den Frieden.
1367 gelingt es Bürgermeister Wulflam auf den Hansetagen in Lübeck und Rostock die Städte enger zu verbünden und dann in Köln, die "Kölner Konfederation" gegen Dänemark zu begründen. Dänemark wird besiegt.



1370 wurde der „Friede zu Stralsund“ zwischen der Hanse und Dänemark im Stralsunder Rathaus geschlossen.
Die Hanse war zu dieser Zeit und in den folgenden Jahrzehnten auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung, hatte in allen Himmelsrichtungen viele Niederlassungen (Kontore), z.B. in Nowgorod, Brüssel, Bergen / Norwegen und London.
In der mächtigen Hansestadt Stralsund herrschten jedoch starke soziale Spannungen. Dem Rat gehörten nur Angehörige der vermögenden Patrizierschicht (Kaufmannstand) an. Dies führte zum Aufbegehren des Bürgerstandes gegen das selbstherrliche Auftreten des Rates und für demokratische Ordnungen und Mitbestimmung in der städtischen Verwaltung.



Ende des 14. Jahrhunderts nahm die Ratsherrenherrschaft unter Bürgermeister Wulflam besonders scharfe Formen an.
Gegen seine Diktatur lehnte sich der Bürgerstand und besonders auch der aus Gewandschneiderkreisen stammende Karsten Sarnow auf.
1389 wurde Karsten Sarnow ( * ? - † 1393) in den Rat gewählt und hatte 1391 große Erfolge gegen die Seeräuberei.
1391 wird Karsten Sarnow Bürgermeister und erzwingt eine Reform der Stralsunder Stadtverfassung, die eine größere Beteiligung der Zünfte (Ämter) gewährleistet und Rechenschaftslegung über die städtischen Gelder gebietet. Das wollen die Bürgermeister Bertram Wulflam und Albert Gyldehusen verhindern. Sarnow beschuldigte Sie, städtisches Geld wie privates Geld behandelt und genutzt zu haben. Daraufhin verlassen die beiden Bürgermeister (Bürgermeister wurde man auf Lebenszeit) mit Familie und Vermögen still und heimlich, bei Nacht und Nebel die Stadt und setzten sich nach Lübeck ab. Von hier aus intrigieren Sie und richten Beschwerden auf den folgenden Hansetagen in Hamburg und Rostock erfolgreich gegen Stralsunds Rat und Bürgermeister Sarnow. Daraufhin droht die Hanse Stralsund mit "Verhansung", dem Ausschluß aus der Hanse. Denn die Bürger einiger Hansestädte nahmen sich Stralsund als Vorbild und revoltieren ebenfalls gegen die Macht der Patrizier.
1393 scheiterte Sarnow letztendlich mit seinen Reformen und wurde hingerichtet. Die Wulflams und Gyldehusen kehrten in Amt und Würden in die Stadt zurück und machten die Reformen rückgängig. Bertram Wulflam erlebte die Rückkehr nicht mehr, er ist Ende 1392 in Lübeck verstorben. Es dauerte jedoch nicht lange und ein Wulflam war wieder Bürgermeister.
1394 mißlang ein neuer Versuch den Patrizischen Rat zu stürzen.
1407 – Papenbrand am Sunde
Um 1400 kam es innerhalb der katholischen Kirche zunehmend zu Verfallserscheinungen.
Die Bevölkerung setze sich immer stärker der Willkür der städtischen und kirchlichen Obrigkeit zur Wehr.
Ein Beispiel ist dafür das blutige Vorgehen des Archidiakons von Tribsees, Kord Bonow, der beutegierig wegen der deutlich rückläufigen Opfergabebereitschaft der Stralsunder in den Kirchen mehr dem Raubrittertum nachging, als sein geistiges Amt zu pflegen.
Er sammelte im Oktober 1407 dreihundert Berittene und zog raubend, mordend und plündernd vor Stralsunds Mauern, in die Feldmark.



Die empörte und dazu von der Geistlichkeit noch verhöhnten Stralsunder antwortete darauf mit dem „Papenbrand am Sunde“.
Sie ergriffen drei, mit Kord Bonow sympathisierende Geistliche, den Kaplan von St. Nikolai, den Pfarrer von St. Marien und den Pfarrer von St. Jakobi und verbrannten sie am neuen Markt.
Auf Anordnung des Papstes musste die Bevölkerung zur Sühne neben der Marienkirche eine Kapelle errichten. Welches 1416 getan wurde.
1426 erhebt Erik (Bogislaw) der VII. von Dänemark ( * 1382 - † 1459 ) unter anderen den Sundzoll für die Durchfahrt durch den Öresund und Belt. Stralsund, Lübeck, Hamburg, Rostock, Wismar und Lüneburg verbündeten sich und führen deswegen 1427 - 1429 mit den Herzögen von Schleswig Krieg (bei ihnen ist der Kriegsgrund ein anderer) gegen Dänemark. Der Krieg verlief nach einigen Anfangserfolgen außerst ungünstig für die verbündeten Hansestädte und gipfelte im Juli 1427 in einer katastrophalen Niederlage der hanseatischen Flotte unter dem Kommando des Lübecker Bürgermeisters Tidemann Steen ( * ? - † 1441) im Strelasund, so das in der Folgezeit die Hanse "nur noch" zu einem Kaperkrieg und bergrenzten sporadischen Überfällen auf Dänemark und Norwegen in der Lage war. Um diesen zu begegnen, rüstete Dänemark erneut ein gewaltige Flotte und zog im Mai 1429 gegen Stralsund und überrumpelte die Stadt. Die Stralsunder Schiffe im Hafen und im Strelasund wurden entweder gekapert oder verbrannt. In die Stadt einzudringen gelang nicht. Die Dänen brandschatzten und plünderten die Stralsunder Umgebung ausgiebig und noch siegestrunken lag ihre Flotte bei der Insel Strale im Strelasund. In der Zwischenzeit waren jedoch sechs Schiffe aus Wismar und Lübeck eingetroffen. Diese wurden unverzüglich mit Kriegsvolk und Kanonen bestückt. Mit dieser kleine Flotte zog man gegen die bei der Insel Strale liegende gewaltige dänische Flotte von über 70 Schiffen. Jetzt wurden die Dänen völlig überrascht. Die Niederlage der Dänen war vollkommen. Zum Gedenken dieses Sieges wurde die Insel Strale in Dänholm umbenannt.
1430 schloß Stralsund einen Seperatfrieden mit König Erik dem VII. von Dänemark.
1435 folgten die übrige Hansestädte im "Frieden von Vordingborg" und König Erik der VII. muß 3 Jahre später abdanken. Die Privilegien der Hanse wurden im Friedensschluß bestätigt.



1523 Christian Ketelhot (* 1492 - † 1546) und Johann Kureke brachten die Reformation nach Stralsund und 1525 trat die Mehrheit der Bürger Stralsunds zum evangelischen Glauben über. Die Stadt war damit ein Vorreiter der Reformation im Norden Deutschlands.
Mitte des 15. Jahrhunderts gab es über 300 Kaufleute im Fernhandel. Man weitete den Handel neben bestehenden im gesamten Ostseeraum, Norwegen, England und den Niederlanden bis nach Spanien, Portugal und Schottland aus. Es gab ein dutzend Werften und die unzähligen Zünfte (Ämter) florierten ebenfalls.
Obwohl Stralsund nie eine Freien Hansestadt war und folglich immer unter der Herrschaft derer von Pommern-Wolgast stand, war man doch weitesgehend unabhängig. Diese Selbstständigkeit wurde selbstbewusst und konsequent verteidigt. War der Stralsunder Rat mit Beschlüssen des Landtages und des Landesfürsten nicht einverstanden und lief es ihren eigenen Ansichten und Bestrebungen zuwider, wurden diese Beschlüsse auch nicht umgesetzt. Der Einfluß des Landesfürsten auf die Stadt blieb gering.
Im 16. Jahrhundert begann der Niedergang der Hanse. Sie verlor auf Grund der Verlagerung des Außenhandels und ihrer Unfähigkeit, sich durch Neurungen auf diese Situation einzustellen, langsam an Bedeutung.
Stralsunds Handel in der Ostsee, Nord- und Westeuropa gedieh aber weiterhin erfolgsversprechend. Die Händler der Stadt verfolgten jetzt mehr und mehr eigenene Interessen. So umging Stralsund immer häufiger die in den jeweiligen Ländern und Städten eingerichteten Hansekontore und verstieß damit gravierend gegen die Statuten der Hanse. Gegen die Interessen der Hanse, allen vorran Lübeck, suchte Stralsund jetzt die Nähe Schwedens.
Schweden war Anfang des 16. Jahrhunderts aus der Kalmarer Union, einer Vereinigung unter dänischer Dominanz der Königreiche Schweden, Norwegen und Dänemark, ausgetreten und entwickelte sich zur führenden Macht im Ostseeraum. Es wurde mit Schweden günstige Privilegien, wie Handels- und Zollfreiheit, ausgehandelt. Stralsund unterstützte Schweden immer öfter in den zahllosen Kriegen und Konflikten Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts, auch wenn es den Bündnispflichten oder Vorstellungen der übrigen Hansestädten zuwider lief.
1616 beseitigte eine Bürgervertrag in Stralsund die mittelalterliche Alleinherrschaft des Rates.
1669 fand der letzte Hansetag statt.
Einige Fotos wurden mit freundlicher Genehmigung des Kulturhistorischen Museums Stralsund veröffentlicht.
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